Fachbereich Philosophie

Haben Sie sich schon einmal gefragt, warum wir Menschen als einziges höher entwickeltes Säugetier so viel Augenweiß haben? Wie chemische Substanzen (z. B. Alkohol oder Aspirin) Einfluss auf das Befinden unserer unsterblichen Seele haben können? Was der Unterschied zwischen Einkommenssteuer und Sklaverei ist? Wieso es Menschen gibt, die behaupten, Bach sei bedeutender als Bohlen? Oder gar, was wir eigentlich meinen, wenn wir das Wort „Einhorn“ gebrauchen, wo es so etwas doch gar nicht gibt?

Für die Philosophie kann alles zum Gegenstand des Fragens werden, sie ist bekanntlich die Kunst des Staunens und des Zweifelns. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass wir mit wachem Auge und wachem Geist durch die Welt gehen. Der Philosoph nimmt nichts einfach als gegeben hin, immer hinterfragt er den Sinn der Dinge.

Wer der Überzeugung ist, die Philosophen schüfen dadurch Probleme, wo eigentlich gar keine sind, der ist sicherlich in diesem Fach falsch aufgehoben. Die Übrigen aber können hier die Grundlage fast aller modernen Wissenschaften entdecken – und vielleicht sogar einigen neuen beim Entstehen zusehen. Beispiele gefällig?

Die philosophische Anthropologie untersucht das Wesen des Menschen. Schon Aristoteles sah in ihm das soziale Lebewesen. Das Weiße im Auge eines Mitmenschen erlaubt es uns, seinem Blick problemlos zu folgen – und ermöglicht uns so eine zusätzliche Ebene der Kommunikation, wie sie nur für ein sehr soziales Lebewesen vonnöten ist.

Das Verhältnis von Körper und Geist ist spätestens seit Descartes eine der zentralen Fragen der Philosophie. Heutige Hirn- und KI-Forscher glauben die Ebene des Geistes vollständig auf die des Körpers, d. h. insbesondere unseres Gehirns, zurückführen zu können. Damit ist es kein Problem mehr zu verstehen, dass Aspirin wirken kann. Aber wie bringt ein Haufen Materie überhaupt Bewusstsein hervor? Darauf gibt die Hirnforschung nicht einmal den Ansatz einer Antwort – vielmehr sind es die Philosophen, die hier aktuell darüber nachdenken, wie eine neue Wissenschaft aussehen müsste, damit man diese Frage überhaupt beantworten kann.

Sie finden, Sie zahlen zu viele Steuern? Mit welchem Recht nimmt Ihnen überhaupt jemand ihr Eigentum weg? Allerdings – mit welchem Recht bezeichnen Sie überhaupt einen Teil unserer Welt als Ihr Eigentum? Wenn Sie an einer gerechten Gesellschaft interessiert sind (warum sollten Sie das, solange es Ihnen gut geht?), dann sind es solche Fragen, die Sie beantworten müssen. Die politischen Parteien haben zu diesen Fragen immer schon eine Position bezogen und kämpfen letztlich nur noch um ihre Durchsetzung. Die Begründung für diese Positionen liefert Ihnen die Politik allerdings nicht – die finden Sie in der Philosophie. Noch dazu finden Sie dort vielleicht neue Antworten, die sich dann vielleicht in eine gerechtere Politik umsetzen lassen.

Sind Sie eher an ästhetischen Fragen interessiert als an sozialen oder an wissenschaftlichen, dann wird die Philosophie auch Ihnen etwas zu bieten haben. Künstler erschaffen Kunst, aber wie unterscheidet man Kunst von Kitsch? Ist Literatur besser als Kino? Die „Blechtrommel“ besser als „Django Unchained“? Und welche Bedeutung kann beides für Ihr Leben haben?

Schließlich macht die Philosophie mit ihren Fragen nicht einmal vor sich selbst halt: Wann kann ich sicher sein, dass das, was ich mir überlegt habe, vernünftig ist und nicht nur ein Hirngespinst? Was kann ich überhaupt mit meinem menschlichen Geist/Gehirn erkennen? Ist nicht schon das Handwerkszeug des Philosophen, die Sprache, die Quelle der meisten Irrtümer? Wie funktioniert Sprache und was bedeutet es, wenn ich sage: dieser Satz ist wahr? Kann ich sicher sein, dass Sie als Leser beim Lesen dieser Sätze die Gedanken gedacht haben, die ich als Autor in Ihnen hervorzurufen beabsichtigte?

Die hier angesprochenen Fragen machen nur einen Bruchteil des Spektrums des Philosophieunterrichtes aus, wie er bei uns am Eleonoren-Gymnasium unterrichtet wird. Wer Interesse daran hat, der kann das Fach in der Oberstufe als Grundfach wählen. Es ist übrigens nicht verknüpft mit der Wahl von Religion oder Ethik, sondern wird völlig unabhängig von diesen beiden Wahlpflichtfächern angeboten.