GLAUX, das neu gegründete GLAUX-Orchester und DS 12 zeigen:

Romeo und Julia

Text: Sophia Rishyna

Nach „Faust. Der Tragödie erster Teil“ kehrt die Theater-AG wieder zum alten Onkel Will, dem großartigen Dramatiker William Shakespeare zurück, dessen „Sommernachtstraum“ vor zwei Jahren aufgeführt worden ist und spielt Romeo und Julia.

Wer jetzt denkt „Wie langweilig, das hab‘ ich doch schon tausend Mal gesehen!“, der irrt gewaltig: Sie erleben nicht Herz-Schmerz in Verona, sondern die eigene Realität. Es geht um unsere Romeos und Julias! Bei unserem Stück fragt man sich dann unter anderem auch, wer wohl die Julia ist – wir haben nämlich zwei (Emily Kraft, Katharina Heiland). Ihr toller Balkon ist auch nicht so wie in Verona, wo sie ihn als (fake) Touri-Attraktion aufgebaut haben – pfui wie kitschig!

Seminar…

28 Aktive machten sich – wie immer nach den Sommerferien – auf in der Jugendherberge nach Zwingenberg und an die zweifellos berühmteste Liebesgeschichte der Welt – wie romantisch! Frau Wind, Frau Schmitt, der DS-Kurs 12, die Schauspieler und die Neuen, die in der Projektwoche dazu gekommen sind (noch einmal herzlich willkommen!), wurden in der traditionellen Location von einem neuen „Hausherrn“ begrüßt: der vier Monate alten schwarzen Nachbarskatze, die sich streicheln und auf den Arm nehmen ließ! Schon bald wurde klar, wessen Liebesgeschichte bei der zweitägigen Probenfreizeit wirklich im Vordergrund stehen sollte: Die von Dennis, der den Diener der Capulets spielt, und von der kleinen Kitty (wie die Katze angeblich heißen soll).

Die Geschichte von „Romeo und Julia“ kennt jeder so gut, dass sie an dieser Stelle eigentlich gar nicht erwähnt werden bräuchte, aber weil sie alle so gern hören, kommt sie jetzt: Die Grafen Capuket – äh Capulet! (Jessica Neurohr) – und Montague (Dimitri Trott) können einander nicht leiden, ihre Familien, Ehefrauen (Lisa Arz als Gräfin Capulet und Deniz Faltusz als Gräfin Montague) und Freunde sind einander spinnefeind. Tybalt (Anais de Mandelaire, die wurde in Zwingenberg übrigens 18 und biss in eine Torte und ganz und gar nicht ins Gras!) findet das super und sucht deswegen ständig Stress mit den Montagues und ihren jungen Gefährten Mercutio (Anastasia Ligusov) und Benvolio (Hannah Waplinger), die anfangs darauf genau so wenig reagieren wollen wie Romeo (Daniel Mossau), Montagues Erbe. Der Arme hat ja eh ganz andere Probleme: Die Liebe!

Für selbige hält sich Julia Capulet (wer die in welcher Aufführung wohl spielt?) noch viel zu jung, auch wenn ihre Eltern sie gerne mit Paris (Jessica Slowik), einem Edelmann umstrittenen Alters (30? 40? 50? Halt irgendwie alt) verheiraten wollen. Mit ihr tratschen und vertrauen kann das junge Fräulein nur ihrer Amme (Sophia Rishyna) – nur warum die wahrlich greise Darstellerin selbiger (bald 21) unverhofft zur Ersatzmama der beiden jüngsten Theaterschauspieler werden sollte, wenn sie doch schon mit Julia genug zu tun hat, hat Sophia dann leider trotzdem nicht verstanden. *1

Wie überall hat auch hier die Kirche ihre Finger im Spiel, meint`s eigentlich gut, ist am Ende aber für die Katastrophe verantwortlich, denn weil Bruder Lorenzo (Dimitri Trott) sich nicht auf Bruder Markus (Maximilian Bauer) verlassen kann, sind Romeo und Julia am Ende beide tot. Upps, Spoiler! Aber war ja eh klar.

Gibt’s an der Geschichte also irgendwas Neues und Aktuelles? Aber sicher, sonst würden wir doch keinen Eintritt dafür verlangen! Apropos Eintritt: Der beträgt 5 Euro für Erwachsene und 4 Euro für Schüler und ist an der Abendkasse jeweils einen Euro teurer. Aufgeführt wird am Montag, 23. Oktober, Mittwoch, 25. Oktober und Freitag, 27. Oktober, um jeweils 19.30 Uhr in der Aula des Eleonoren-Gymnasiums.

Aktuelles: In E 20, einem Nebenraum der Aula, präsentiert DS 12 vor der Aufführung die Ergebnisse der von ihnen durchgeführten Umfrage zum Themenbereich „Jugendliche-Eltern“ – viele Ergebnisse sind durchaus überraschend!

Neues: In Kombination mit der Umfrage sehen Sie in E 20 auch den Film zu Remote Worms, einem weiteren Projekt von DS 12, bei dem sich Schüler/innen des ELO „remote controlled“ in Worms auf Spurensuche von Orten für Liebende begaben und dabei gefilmt wurden – eine Stadtführung der ganz besonderen Art!

Zurück zum Stück: Ohne DS ist eh alles doof, also geben diese im Stück den (nicht singenden) sich aber viel bewegenden Chor. Und ohne Musik ist alles noch viel doofer, weswegen die neuen Mitstreiterinnen, die in der Projektwoche in den Schoß der Theater-AG gefunden haben, ohne Bedenken an Frau Schmitt weitergereicht wurden – wie sie sich als Musikerinnen schlagen, haut einen aus den Stiefeln. Frau Schmitt war in Zwingenberg durch nichts und niemanden aus der Ruhe zu bringen und schlug mit ihrem Klavierspiel sogar den verängstigten Feueralarm in die Flucht – ha!

Ganz nebenbei haben wir dann auch Maximilian Bauer mit seiner Gitarre als Troubadour verpflichtet.

Und obwohl das Stück doch so eine furchtbare Tragödie ist, hatten die Darsteller, dem Text, der tollen Gemeinschaft und ihrer Kreativität sei Dank, sehr viel mehr zu lachen als gedacht: Da wanderte Romeos Becher ihm schnell mal ins Haar statt in die Hand und Graf Capulets langes Schwert rief das ein oder andere „Holla!“ hervor. Ernst blieben da eigentlich nur die Moderatoren (Emile Thiemann, Annalena Schmitt und Jessica Ahlert) sowie Prinz Escalus von Verona (Carolin Fischer), die einen unsanft daran erinnerten, wo hier der Hase läuft, schließlich geht es im Stück um den Selbstmord von Jugendlichen, ihre Beweggründe und natürlich die Schuldfrage.

  1. ernst, aber gerade durch die Aktualisierung auch ein Weg aus dem Schweigen heraus! Ab Klasse 7 ist das Stück daher sicher zu empfehlen.

*1 Ach Sophy! Du bist halt ´ne Nette und solche haben eben Fans!