„Hausgast“, „Gasthaus“ oder „Gästehaus“ - Spielend den Wortschatz erweitern

Dr. Germann Jossé stellt seine „WortSchmiede“ am Elo vor.

Um auch die Vertretungsstunden abwechslungsreich und spannend zu gestalten, wurden in den vergangenen Jahren von der Fachschaft Deutsch verschiedene Dinge wie beispielsweise Rätselkrimis angeschafft.

Neu im Sortiment der unterhaltsamen zugleich aber auch den Wortschatz erweiternden Anschaffungen ist auch jetzt wieder etwas vom Buchhändler Empfohlenes. Allerdings ist es dieses Mal kein Buch, sondern ein Spiel: die „WortSchmiede“

Bevor dieses Spiel nun zum ersten Mal im Unterricht zum Einsatz kommt, bot sich einigen Schülerinnen und Schülern ein ganz besonderes Highlight: ...

Auf Einladung der Deutschlehrerin Rita Bach stellte der Erfinder des Spiels, der an der Wormser Hochschule unterrichtende Wirtschaftswissenschafler Professor Dr. Germann Jossé , der Klasse 6f das Spiel höchstpersönlich vor:

Zuvor gab Jossé, der neben Hochschulprofessor und Spieleerfinder auch noch Buchautor und Entwickler des WeinstraßenMeters ist, erst einmal Einblick in den Entstehungsprozess.

Wie vom Autor eines Kinderkrimis zu erwarten, tat er dies dermaßen spannend und fesselnd, dass 30 Sechstklässler selbst zum Ende der sechsten Stunde noch gebannt auf ihren Plätzen saßen.

Grundvoraussetzung zur Entwicklung eines Spiels, so Jossé, sei natürlich die Freude am Spielen. Diese war dem Autor eines Kinderkrimis auch deutlich anzumerken, als der mit den Schülerinnen und Schülern ins Fachsimpeln über die unterhaltsamsten Brett- und Kartenspiele geriet, packend von Erlebnissen beim Spielen berichtete und sich mit den Kindern über die erfolgversprechendsten Strategien austauschte.

Bei einem Urlaub, in dem auch viel gespielt wurde, kam Jossé im Schlaf die Idee für seine „WortSchmiede“. Schnell hielt er die Einfälle auf seinem Diktiergerät fest, welches er für solche Gelegenheiten immer mitführt. Wieder zuhause, probierte er seine Überlegungen auf Papier aus, überprüfte und verfeinerte sein Konzept und schickte dann eine erste Demoversion an den Ravensburger Spieleverlag. Mit der Begründung, „es gäbe schon zu viele Arten von Memory“ erhielt er von diesem aber zunächst eine Absage. Jossé ließ sich nicht beirren, gründete sein eigenes Label, loogstein, und brachte das Spiel selbst heraus. Produziert wird es aber mittlerweile vom Ravensburger Verlag.

Die „WortSchmiede“, welche im Übrigen über ein bloßes Memory-Spiel weit hinausgeht und auch von Logopäden genutzt wird, besteht aus 66 verschiedenen konkreten Begriffen. Je Spieler werden zunächst immer zwei dieser Begriffe gleichzeitig aufgedeckt. Beispiel: „Haus“ und „Tür“.

Anders als beim Memory Spiel geht es aber nicht darum identische Paare zu finden. Vielmehr müssen aus den aufgedeckten Begriffen Worte gebildet werden. Gelingt es aus den aufgedeckten Karten ein Kompositum herzustellen, gibt es einen Punkt.

Beispiel: „Haus“ +“Tür“ = „Haustür“

Ist die Bildung von zwei Wortkombinationen möglich, gibt es einen weiteren Punkt.

Beispiel: „Gast“ + „Haus“ = „Gasthaus“ oder „Hausgast“

Schafft man es, das Begriffspaar um ein oder zwei weitere bereits einmal aufgedeckte, aber nicht verwendete und somit erneut zugedeckte Begriffe zu erweitern, lassen sich weitere Punkte machen.

Beispiel: „Haus“ +“Tür“ + „Schloss“ = „Haustürschloss“

Bei der Bildung der Komposita können die ursprünglichen Begriffe falls notwendig in den Plural gesetzt oder um ein Fugen-S erweitert werden.

Beispiele: „Kind“ + „Zimmer“ = „Kinderzimmer“; „Tag“ + „Schau“ = „Tagesschau“

Aus den 66 Ursprungsbegriffen lassen sich auf diese Weise circa 800 neue Wörter bilden. Andere Spielvariationen, wie beispielsweise eine abgewandelte Form des Dominospiels, sind darüber hinaus ebenfalls möglich.

Neben der Wortschatzerweiterung ist bei einem solch kreativen Umgang mit Sprache der Spaß vorprogrammiert. Und so wären auch etliche Schülerinnen und Schüler der Klasse 6f selbst nach Schulschluss noch gerne geblieben, um die „WortSchmiede“ weiter auszuprobieren.

(Andrea Pelmter)