Mein Wochenende bei der Marine

Ein Erfahrungsbericht

Tag 1

Nachdem ich die Bestätigung für meine Bewerbung zum „140. jugend presse kongress“ von der „joung leaders GmbH“ erhalten habe, konnte ich es kaum abwarten, endlich meine Reise in das 700km entfernte Flensburg anzutreten, wo sich das ganze zutragen sollte.

Es war ein unfassbares Gefühl, eine von 125 Bewerberinnen und Bewerbern zu sein, die aus rund 1000 Bewerbungen aus ganz Deutschland ausgewählt wurde und ich die Chance bekam, meine journalistischen Fähigkeiten auszubauen und zu verbessern. Nach Tagen unerträglichen Wartens auf das Bevorstehende, brach schließlich der heißersehnte Tag an, an dem ich vom beschaulichen Städtchen Worms in Rheinland-Pfalz gute siebeneinhalb Stunden Zugfahrt über mich ergehen lassen musste, um in das nahe der dänischen Grenze befindliche Flensburg zu gelangen. Während der eher weniger spektakulären Fahrt durch sage und schreibe drei Bundesländer, hatte ich genügend Zeit darüber nachzudenken, was mich denn wohl in der schleswig-holsteinischen Stadt Flensburg alles erwarten würde. Außerdem fiel es mir schwer eine Erklärung darauf zu finden, wieso der „jugend presse kongress“ ausgerechnet in der Marineschule Mürwik stattfinden sollte. Was hatte denn Bundeswehr mit Journalismus zu tun? Kam der Bundeswehr bzw. der Marine die Rolle als Sponsor zu, die das Projekt finanzierte? Solche Fragen, sowie Unsicherheit, Ungewissheit und Skepsis begleiteten mich über die Fahrt hinweg.

Heilfroh, gesund und munter im Bahnhof in Flensburg angekommen zu sein, fand ich in der Bahnhofshalle einen ganzen Pulk Jugendlicher vor, die wie auch ich darauf warteten, von den angekündigten Pendelbussen in die Marineschule gebracht zu werden, welche wenig später auch eintrafen. Die Busfahrt dauerte nicht lange, die Stimmung war ausgelassen und ich nutzte die kurze Zeit, um mich von der anstrengenden Zugfahrt zu erholen.

Vor uns erstreckte sich ein riesiges, aus Backstein gebautes Gebäude, was viel mehr einem Schloss ähnelte als einer Schule. Nicht umsonst wird es auch das „Rote Schloss am Meer“ genannt. Viel Zeit zum Bestaunen des hell beleuchteten Gebäudes gab es leider nicht, zumal es mittlerweile schon dunkel geworden ist und drinnen ein leckeres Abendessen auf uns wartete.

Die Außenfassade versprach nicht zu viel. In der Schule selbst sah es genauso imposant und beeindruckend aus, wie man von außen hätte vermuten können. Durch das Getümmel der ebenfalls faszinierten Menschenmenge hörte man öfters mal den Begriff „Hogwarts“, was keinesfalls übertrieben war. Nach einem kleinen Willkommensgruß der Leiter des Jugendpressekongress', unserer Anmeldung in der Empfangshalle und der ersten warmen Mahlzeit des Tages, bekamen wir unsere Zimmer zugeteilt, welche nicht, wie ich zuerst dachte, in dem Hauptgebäude selbst lagen, sondern erst ein ca. acht-minütiger Fußmarsch zurück gelegt werden musste, um diese in einem anderen Gebäude auf dem Gelände zu erreichen. Im Zimmer angelangt dauerte es auch nicht mehr lange bis ich erschöpft ins Bett fiel.

Vor seinem Vortrag jedoch bekam unsere Kongress-Fernsehen-Gruppe zusätzlich die Möglichkeit bei einem Treffen mit zwei Offizieren an dem direkt an der Schule gelegenen Bootshafen Informationen zu sammeln, die uns unter Umständen beim Erstellen unseres Beitrags vonnöten sein könnten. Souverän und mit viel Sinn für Humor beantworteten sie jede unserer neugierigen Fragen, die sich nicht nur auf deren maritimen Alltag bezogen, sondern auch ein wenig persönlich werden durften.

Am frühen Nachmittag war es dann endlich soweit. 125 Jugendliche versammelten sich im Erdgeschoss um die verschiedenen Stände der Medienbörse und warteten darauf, mit den Vertretern der Marine Interviews zu führen. Einige kannten wir bereits schon von vorherigen Vorträgen, wie zum Beispiel Carsten Stawitzki, auch „Dumbledore“ der Marineschule Mürwik genannt. Als es um den Minentaucher-Stand endlich ein wenig ruhiger geworden war, nutzten wir das freie Feld und fingen an, die Minentaucher auf die bevorstehende Befragung vor der Kamera vorzubereiten. Zeitgleich erklärte ich mich bereit, den Job als Interviewerin zu übernehmen. Wie auch sonst wurde uns für einen üblichen TV-Beitrag ein professionelles Kamerateam zur Verfügung gestellt. Nachdem mich der Kameramann zurechtgewiesen hatte, wie ich stehen und wo ich hingucken sollte, ging es los und ich stellte dem Minentaucher die von unserer Gruppe erarbeitenden Fragen. Nach schon wenigen Minuten war das Ding im Kasten und unsere Arbeit getan, aus Interesse unterhielten wir uns aber noch eine Weile mit den Minentauchern. Ziemlich erstaunlich was für Risiken diese Taucher auf sich nehmen, bloß um Minen unter Wasser und auf Land zu entschärfen.

Überraschenderweise wurde ich im Laufe des Nachmittags selbst von Leuten der PR-Zeitung interviewt, um ein Statement über die Marine abzugeben, was tags darauf mit einem Bild von mir abgedruckt in der Zeitung erscheinen würde.

Im Anschluss an die Medienbörse trafen wir mit unserem Team zusammen, die ebenfalls ihre Arbeit abgeschlossen hatten, und tauschten uns über das Erlebte aus. Wenig später traten unsere zwei Moderatoren unseres TV-Workshops hinzu, die sich vormittags freiwillig dazu entschieden, die Moderation unseres Beitrags zu übernehmen. Gemeinsam halfen wir ihnen passende An- und Abmoderationen zu formulieren, die sie am nächsten Tag vor der Kamera  noch brauchen würden.

Gegen Abend präsentierte uns die gegnerische Kongress-Fernsehen-Gruppe in der Aula ihren TV-Beitrag, der zugegebenermaßen besser als erwartet ausfiel. So hatten wir zumindest schon mal eine wage Vorstellung davon, wie unser fertiger Beitrag aussehen würde. Der Applaus, der nach Ende der Präsentation folgte, hatte sich die Gruppe wirklich verdient, schließlich war dies der Workshop mit der am wenigsten zur Verfügung stehenden Zeit, was man dem Endergebnis in keinster Weise anmerkte.

Zur Feier des Tages und zu unserer Überraschung ließen wir den Abend auf dem Fahrgastschiff „M/S Jürgensby“ bei einem gemeinsamen Buffet und gemütlicher Atmosphäre an Bord ausklingen.

Tag 3

Am dritten Tag und damit leider auch schon am letzten hieß es Endspurt für unsere Gruppe. Bereits gegen Morgen saßen wir alle zusammen an einem Tisch und diskutierten abermals einige treffende Formulierungen, welche dieses Mal jedoch nicht für die Moderation gedacht waren, sondern für das ebenso wichtige „Voice-over“, was in einem guten Beitrag keinesfalls fehlen darf. Dazu wird ein Sprecher benötigt, dessen Stimme bzw. Kommentar aufgenommen und anschließend über eine gefilmte Szene gelegt wird, sodass der Sprecher selbst gar nicht zu sehen ist, sondern lediglich nur zu hören.

Nachdem nun endgültig alles für unseren Beitrag aufgezeichnet und aufgenommen wurde, ging es an das Zusammenschneiden der Film- und Tonaufnahmen, was wir einem erfahrenen Cutter überließen, der das Gefilmte in einen zur Veröffentlichung geeigneten Beitrag zusammenschnitt. Diesen bekamen wir allerdings erst später in der Aula vorgeführt, vorher besprachen wir nämlich die fertige PR-Zeitung, die jeder Teilnehmer ausgeteilt bekam. Beim Durchblättern der Zeitung fand ich mein Bild, darunter mein Statement, was nun mit zwei anderen Statements die Rückseite des Blättchens „Marine und Technik – Chancen und Perspektiven für junge Leute“ zierte.

Bevor es aber zur Präsentation vom Webmag (Online-Magazin) und von unserem Beitrag kam, fand zunächst noch eine Infobörse zum Thema Journalismus statt, zu der wir uns alle in der Aula versammelten. Vier Profijournalisten aus den verschiedensten Bereichen, wie TV und Zeitung, nahmen sich die Zeit, unsere Fragen bezüglich Qualifikation, Ausbildung, Zukunftsaussichten, etc. zu beantworten. Daraufhin folgten noch einige nette Schlussworte der Leiterin des „jugend presse kongress“, ein großes Dankeschön an alle Teilnehmer und zu guter Letzt auch die Präsentationen, auf die wir alle gewartet hatten. Allesamt verfolgten wir gespannt unseren Beitrag, hörten, wie ab und zu ein herzhaftes Lachen durch die Reihen ging und genossen den an uns gerichteten Beifall. Es erfüllte einen mit Stolz zu sehen, dass andere Gefallen an einem TV-Beitrag fanden, an dem man selbst mitwirkte und ein Teil des Ganzen gewesen ist. Das Gefühl, dass in diesem Beitrag seine eigenen Ideen steckten, war unnachahmlich.

Mit unserem Beitrag endete leider auch der dreitägige Kongress in der Marineschule Mürwik in Flensburg. Draußen vor dem Eingang der Schule standen schon die Busse bereit, die uns vor zwei Tagen auch hier her brachten. Nachdem ich einen letzten Blick über das malerische Gebäude mit seiner unmittelbar angrenzenden Förde schweifen ließ, setzten sich die Busse in Bewegung und wir fuhren in Richtung Bahnhof.

In diesen Tagen habe ich ziemlich viel mitgenommen und viel gelernt was Journalismus im allgemeinen, aber auch was meine Rolle als verantwortungsvollen Journalisten angeht. Aber nicht nur das, auch die Bundeswehr, im speziellen die Marine, durfte ich besser kennenlernen. Vor meinem Ausflug nach Flensburg hatte Bundeswehr keinen besonders großen Stellenwert in meinem Leben, im Gegenteil: Bundeswehr stand für mich immer im Hintergrund, hatte schlicht und ergreifend keine Bedeutung. Meine ersten Gedanken wenn ich an die Bundeswehr dachte waren wohl so Sachen wie Krieg, Waffen, Soldaten. Doch die Marine belehrte mich eines Besseren. Während den vielen Recherchen, bei Interviews mit Offizieren und bei Vorträgen fing ich an einzusehen, dass meine Vorstellungen von Bundeswehr beziehungsweise von Marine ziemlich veraltet waren und ich mir zu früh Urteile bildete, ohne gewusst zu haben, was Bundeswehr überhaupt ist, geschweige denn macht. Zu meinem Erstaunen traf nichts von all dem zu, was ich mir bislang vorstellte: keine Spur von monotonem Berufsalltag, Vielseitigkeit statt Einseitigkeit, zusammen statt alleine. Ich war beeindruckt, wie viel Wert Marine auf eine gute (Aus-)Bildung legt. Es ist nicht so, dass ich unmittelbar nach meinem Abitur sofort zur Marine gehen würde, jedoch hat sie es geschafft, mich zum Nachdenken zu bringen, mich mit dem Thema „Marine und Bundeswehr“ auseinanderzusetzen und mir neue Perspektiven zu zeigen, die ich vorher nie in Erwägung gezogen hätte

Tanja Mager