Chawwerusch-Theaterkollektiv
Zur Vermeidung eines weiteren „Zeitalters der Fische“
Chawwerusch-Theaterkollektiv mit einer Live-Hörspiel-Performance zu Ödön von Horváths Roman „Jugend ohne Gott“ zu Gast am Elo
Im Rahmen unseres Programms „Schule ohne Rassismus- Schule mit Courage“ gastierte am 3. 12. 2024 das Ensemble des Chawwerusch -Theaters am Elo.
Auf Initiative unserer Schulseelsorgerin Frau Fischer hin brachte das Theaterkollektiv der Südpfalz eine zum Präventionsangebot des Landeskriminalamts gehörende Version von Ödön von Horváths Roman „Jugend ohne Gott“ auf die Bretter der Aula. Vor der sichtlich beeindruckten gesamten Jahrgangsstufe 11 führten der Schauspieler Stephan Wriecz und der Musiker Peter Hinz eine von der Regisseurin Jule Kracht für eine Live-Hörspiel-Performance umgearbeitete Fassung des Romans auf.
Das 1937 veröffentlichte Werk beschreibt das Leben von Jugendlichen in Deutschland um 1936 aus der Perspektive eines Lehrers. Dieser sieht sich selbst mit der Frage konfrontiert, inwieweit er seinen Werten angesichts der Gefährdung seiner eigenen Vorteile treu bleiben kann. Anhand seiner Beobachtungen zum Verhalten seiner Schüler wird die moralische Entgleisung einer Gesellschaft zur Zeit des Nationalsozialismus beschrieben. „Die seelenlose Verfassung der Jugend, die abseits von Wahrheit und Gerechtigkeit, in einer unheimlichen Kälte heranwächst,“ wird schonungslos offengelegt.
Der Zielsetzung des Chawwerusch-Theaters folgend, „Geschichte und Geschichten erlebbar“ werden zu lassen, machte die Hörspieladaption die damalige Zeit auf beklemmende Art und Weise sinnfällig. Schreibmaschinenklappern, Naturaufnahmen, Keyboard, Glocken- sowie Schlagzeugspiel sorgten für einen Klangteppich, der gemeinsam mit der Kraft der Stimme eine eindringliche Atmosphäre schuf, der sich kaum einer im Publikum entziehen konnte. Durch Einspielungen von Reden Björn Höckes sowie von Sprechchören der PEGIDA-Aufmärsche wurden auch immer wieder Anknüpfungspunkte und Parallelen zur Gegenwart auf beklemmende Art und Weise aufgezeigt.
An 60-minütiges gebanntes Schweigen, in dem das Publikum sich mit der Frage auseinandersetzte, was denn Moral und was der Nährboden für Faschismus sei, schloss sich eine Diskussionsphase an. Im Rahmen derer wurden nicht nur Fragen zur besonderen Form des Theatermachens, bei der Bilder allein durch Stimmen und Klänge im Kopf eines jeden Einzelnen entstehen, gestellt.
Vor allem die Aktualität des Stücks und die Frage, was, wesentlich sei, um ein guter Mensch zu sein, wurden thematisiert.
Das Fazit: Nur mit Werten, an denen man sich orientieren kann und nach denen man handeln sollte, sowie mit Empathie kann einem weiteren „Zeitalter der Fische“, einem Zeitalter emotionsloser, kalter Menschen, entgegengewirkt werden.
Andrea Pelmter