Sommerkonzerte 2025
Kann man Farben hören oder Töne sehen? Einige wenige Menschen sind dazu tatsächlich in der Lage; die Neuropsychologie beschäftigt sich mit diesem Phänomen. Man spricht in diesem Zusammenhang von Synästhesie, ein Begriff, der ebenfalls all jenen geläufig ist, die sich gerne mit Gedichten auseinandersetzen. Aber auch die Zuschauerinnen und Zuschauer, die am 16. und/oder 17. Juni das diesjährige Sommerkonzert des Eleonoren-Gymnasiums besuchten, dürften das Gefühl gehabt haben, dass an diesen Tagen Klänge bunt waren und Farben eine Melodie hatten.
Das Motto „Colours – Die Welt ist bunt“ zierte die Plakate sowie Programmhefte und am Ende dieser packenden Veranstaltungen musste man konstatieren, dass die über 100 Musizierenden diese Worte mit Leben gefüllt, ihnen Bedeutung verliehen hatten. Doch auch die beiden Moderatorinnen Sofia Patti und Vicky Schmitt (MSS 11), die sympathisch, souverän und eloquent durch die Abende führten, trugen dazu bei, dass von der ersten Sekunde an spürbar war, dass sämtliche Beteiligten das Ziel hatten, in diesen ca. zwei Stunden den Satz „Die Welt ist bunt“ von allen Seiten zu beleuchten.
Nachdem einige neue und altbekannte Protagonistinnen und Protagonisten den rosaroten Panther durch sein berühmtes Thema auf die Bühne geholt hatten, um das Publikum darauf aufmerksam zu machen, dass diese einzigartige musikalische Reise nun beginnen sollte, übergaben sie den Staffelstab an die Gesangsklassen (5c und 6c), die AG „violoncELO“ sowie den Unterstufenchor „mELOdie“. Deren Interpretationen von Hits wie „Lemon Tree“, „California Dreamin‘“ oder „True Colors“ berührten einen auf eine völlig andere Weise als die Originalversionen, weil die jüngsten Stars den zum Teil melancholischen bis traurigen Texten eine gewisse Leichtigkeit entgegensetzten, die all jene bei diesen Liedern empfinden, die sich weniger auf die Lyrics konzentrieren und sich stattdessen eher von der Musik mitreißen lassen.
Wer möglichst viele Menschen ansprechen will, muss ein Programm zusammenstellen, das eine große Bandbreite abdeckt: Die Schulband „rELOaded“ holt daher seit Jahren diejenigen ab, die eine Vorliebe für lautere und rockigere Stücke haben, die nicht selten allerdings auch tiefgründig daherkommen. Erfreulich ist zudem, dass die Songs stets von sämtlichen Bandmitgliedern in unterschiedlichen Konstellationen dargeboten werden, wodurch alle mindestens einmal im wahrsten Sinne des Wortes im Rampenlicht stehen. Mit dem beliebten „It’s My Life“ von Bon Jovi verabschiedeten sie sich eindrucksvoll und läuteten die Pause ein.
Die zweite Hälfte wurde von den „EloSymphonics“ eröffnet. Das schuleigene Orchester, das aus zahlreichen Instrumantalistinnen und Instrumentalisten besteht, die vermutlich bereits die eine oder den anderen dazu motiviert haben, mit dem Gitarren- oder Saxophonunterricht zu beginnen, widmete sich diesmal vornehmlich dem Thema „Filmmusik“. „Das Farbenspiel des Winds“ (oder im Original „Colors of the Wind“) ist sicherlich das bekannteste Lied aus Disney’s „Pocahontas“ und sorgt bei einer ganzen Generation bis heute für Gänsehaut, sobald dessen erster Ton erklingt. Ähnlich erging es wahrscheinlich Fans von „Star Wars“, „Jurassic Park“ oder „E. T.“, die durch ein kleines Quiz auf ein ikonisches Medley vorbereitet wurden, das im Saal einigen Personen diverse „Kopfkino-Momente“ beschert haben dürfte.
Den aus Disney’s „High School Musical“ bekannten Ohrwurm „We’re All in This Together“ intonierte der Mittel- und Oberstufenchor „TonArt“ schon beim dynamischen Einzug in die Aula und animierte dabei alle Anwesenden zum Mitklatschen. Wer jedoch dachte, die Bühne würde sich nun bald wieder leeren, wurde schnell eines Besseren belehrt, denn nachdem die Schülerinnen und Schüler aus den Klassenstufen 7 bis 13 unter anderem „Black or White“ gesungen hatten, folgte ein besonderes Finale: Die „ELO All Stars“ performten mit „We Are the World“ einen weiteren Welthit von Michael Jackson und durften sich vor und nach einer kleinen Zugabe über tosenden Applaus und verdiente Standing Ovations freuen.
Dass es der Fachschaft Musik (bestehend aus Frau Sturm, Frau Schmitt, Frau Schröder, Frau Rudek, Frau Freyberg und Herrn Marzinzik) immer wieder gelingt, so viele junge Künstlerinnen und Künstler trotz unzähliger intensiver Proben für ein Projekt dieser Größenordnung zu begeistern, ist schlicht bemerkenswert – und zweifellos ein Grund dafür, warum auch fachfremde Lehrkräfte gerne daran mitwirken. Dieses Engagement passt zu dem thematischen Schwerpunkt dieser Sommerkonzerte, zu deren Botschaft: Musik als Sinnbild für Vielfalt, Gemeinschaft, Verbundenheit und Freude, als eine Möglichkeit, sich immer wieder daran zu erinnern, was Menschen gemeinsam erreichen können, wenn sie sich unterstützen und einander wertschätzen.
Florian Kaiser